Nazaj

Grauer Star bei Makuladegeneration: Wann sollte man sich für eine Operation entscheiden

mag. Kristina Mikek, dr. med.

mag. Kristina Mikek, dr. med.
Fachärztin für Augenheilkunde

4322-3 min18. 03. 2025

Tippsvor dem Eingriff

Ich erinnere mich an eine Patientin, die regelmäßig in meine Ordination kam, um sich wegen Makuladegeneration untersuchen zu lassen. Sie wollte immer, dass ich sie untersuche. Sie schwor auf Selbstkontrollen mit dem Amsler-Gitter und nahm regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel für die Netzhaut. Lange Zeit schien die Krankheit nicht fortzuschreiten und ihr Sehvermögen blieb stabil. Bei einem der Kontrollbesuche klagte sie jedoch: „Frau Doktor, ich sehe nicht mehr gut genug, um zu kochen, kann nicht einmal Kreuzworträtsel lösen und meine Brille hilft mir nicht!“.

Nach der Untersuchung war die Diagnose klar – sie hatte Grauen Star entwickelt. Geschichten wie diese sind nicht selten. Die Makuladegeneration ist eine relativ häufige altersbedingte Erkrankung der Netzhaut. Bei vielen schreitet die Krankheit langsam voran, manchmal kommt es jedoch auch zu einem plötzlichen Sehverlust. Einer der Gründe dafür kann auch der Graue Star sein. Die Entscheidung für eine Operation in solch einem Fall ist nicht einfach.

Das Problem bei der Operation des Grauen Stars bei einer Netzhautveränderung ist, dass der chirurgische Eingriff den Verlauf der Grunderkrankung negativ beeinflussen und die Degeneration der Makula beschleunigen kann. Besonders vorsichtig müssen wir bei der fortgeschrittenen (so genannten ‚feuchten‘) Form der Makuladegeneration sein, bei der sich Flüssigkeit unter der Netzhaut ansammelt. In solchen Fällen ist es manchmal notwendig, eine vorangehende Behandlung mit Injektionen durchzuführen, welche die Krankheit zumindest teilweise stabilisieren. Eine noch größere Hürde stellen fortgeschrittene Formen der Makuladegeneration dar, bei denen bereits Narben in der Makula vorhanden sind. Bei Entscheidungen hilft uns die OCT-Untersuchung, die einen sehr präzisen Einblick in den Zustand der Makula ermöglicht.

Bei Patienten mit Makuladegeneration nehme ich mir mehr Zeit für Gespräche. Es ist mir wichtig, dass der Patient sowohl die potenziellen Vorteile als auch alle Risiken im Zusammenhang mit einer Operation des Grauen Stars bei Makuladegeneration versteht. Ziel der Operation des Grauen Stars in solchen Fällen ist es, die Sehtrübung zu verringern, die Lichtwahrnehmung zu verbessern oder zumindest die Orientierung des Patienten im Raum zu erleichtern.

Bei der endgültigen Entscheidung, ob einem Patienten bei gleichzeitiger Makuladegeneration eine Operation des Grauen Stars empfohlen werden soll, gehe ich immer wieder von folgendem Ausgangspunkt aus: Wenn sich der Zustand der Makuladegeneration verschlechtert, muss zunächst alles unternommen werden, um das Fortschreiten der Krankheit so weit wie möglich zu stoppen oder zu verlangsamen. Erst wenn sich die Krankheit stabilisiert hat oder wenn der Graue Star das Sehvermögen so stark beeinträchtigt, dass der Patient grundlegende alltägliche Aktivitäten nicht mehr ausführen kann, rate ich zur Operation.

Die Geschichte der Patientin, mit der ich begonnen habe, endete glücklich. Ihre Makuladegeneration blieb stabil und schreitet nicht wesentlich fort. Vor der Operation des Grauen Stars verstand sie, dass sie aufgrund der Makulaveränderung nach dem Eingriff nicht mit völlig scharfem Sehen rechnen konnte. Mit dem Ergebnis der Operation war sie schließlich überglücklich. Ihr Sehvermögen nach der Operation ermöglichte es ihr, alle alltäglichen Aktivitäten selbstständig auszuführen und zu lesen. Ich erinnere mich noch genau, wie sie bei ihrem ersten Besuch nach der Operation ausrief: „Ich sehe wieder, ich kann wieder kochen und Kreuzworträtsel lösen!“.