Nazaj

Können Kopfschmerzen vom Auge kommen

Urša Pečjak, dr. med.

Urša Pečjak, dr. med.
Fachärztin für Augenheilkunde

2823 min15. 04. 2025

TippsAugengesundheitLebensstil

Mit gelegentlichen Kopfschmerzen haben wir es alle einmal zu tun. Stärkere oder langanhaltende Kopfschmerzen hingegen sind der Grund, warum wir einen Arzt aufsuchen. In der Praxis treffen wir Augenärzte sehr häufig auf Personen, die von Hausärzten aufgrund von Kopfschmerzen zur Augenuntersuchung überwiesen wurden. Oft handelt es sich dabei um die erste Untersuchung oder Maßnahme, für die sie sich entscheiden. Aber ist das wirklich sinnvoll? Sind Kopfschmerzen wirklich so häufig eine Folge einer Augenerkrankung? Wann sollte man bei Kopfschmerzen daran denken, dass die Ursache bei den Augen liegen könnte?

Fehlsichtigkeit und Kopfschmerzen

Nach dem Kauf einer neuen Brille können wir in den ersten Tagen oder Wochen mit leichten Kopfschmerzen rechnen. Das kann auch dann vorkommen, wenn sich die Dioptrienwerte laut Arzt nicht wesentlich verändert haben. Am schwierigsten fällt uns meist die Gewöhnung an Brillen mit Zylinderkorrektur.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass Kopfschmerzen bei Kurzsichtigkeit (Minus-Dioptrien) oder bei einer zylindrischen Fehlsichtigkeit auftreten. Auch wenn bei solchen Brillen die Dioptrien zu niedrig sind oder sie nicht regelmäßig getragen werden, sind keine gravierenden Beschwerden zu erwarten.

Sehr häufig sind Kopfschmerzen jedoch mit unzureichend korrigierter Weitsichtigkeit (Plus-Dioptrien) verbunden. Bei Erwachsenen fällt dies meist nach dem 40. Lebensjahr auf, wenn die Altersweitsichtigkeit beginnt. In dieser Zeit steigen die Dioptrien relativ rasch an und damit auch der Bedarf an einer Lesebrille. Da man anfangs oft versucht, ohne Brille scharf zu sehen, bedeutet das eine zusätzliche Anstrengung. Deshalb können nach längeren Nahbelastungen leichte, sogenannte Spannungskopfschmerzen auftreten. Diese entstehen durch unbewusstes Anspannen der Muskulatur. Sie nehmen im Laufe des Tages zu und können sich über mehrere Monate hinziehen. Nur selten sind sie so stark, dass Schmerzmittel nötig sind. In solchen Fällen ist es meist sinnvoller, zunächst die Fehlsichtigkeit überprüfen zu lassen und sich eine passende Brille zu besorgen, als gleich einen Termin beim Neurologen zu vereinbaren oder ein Schädel-MRT machen zu lassen.

Bei Kindern treten Beschwerden aufgrund unzureichend korrigierter Plus-Dioptrien häufig ab der Mittelstufe der Grundschule auf. Dann nehmen die Anforderungen (Lernen, Lesen...) zu. Kinder klagen oft über Kopfschmerzen am Nachmittag, berichten von gelegentlich verschwommenem Sehen oder haben Schwierigkeiten beim Lesen. Auch hier ist eine geeignete Brille oft die Lösung.

Grüner Star und Kopfschmerzen

Das Glaukom, eine Erkrankung mit chronisch erhöhtem Augeninnendruck, wird sehr häufig mit Stirn- oder Augenschmerzen in Verbindung gebracht. Diese Annahme ist völlig falsch. Das Glaukom verursacht in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle keine Schmerzen, und den allmählichen Anstieg des Augeninnendrucks spüren wir überhaupt nicht. Gerade weil man die Krankheit selbst nicht bemerkt, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig.

Selten kann es bei einer besonderen Form des Glaukoms zu starken, tiefsitzenden Schmerzen in einem Auge und auf einer Kopfhälfte kommen. Wenn dabei auch eine starke Rötung des Auges, eine Verschlechterung des Sehens und Blendempfindlichkeit auftreten, ist eine sofortige augenärztliche Untersuchung zur Abklärung eines akuten Glaukomanfalls erforderlich.

Neurologische Erkrankungen und Kopfschmerzen

Es kann sein, dass Sie wegen Kopfschmerzen von einem Neurologen oder Neurochirurgen zur augenärztlichen Untersuchung überwiesen werden. Bei einer Augenuntersuchung helfen spezielle Tests wie Gesichtsfeldprüfung, Untersuchung des Sehnervs, Farbsinnprüfung und Pupillenreaktionen, Schädigungen des Sehnervs aufzudecken, die durch verschiedene neurologische Erkrankungen (Hirntumore, Blutungen, Gefäßerweiterungen) verursacht werden können.

Kopfschmerzen haben also meist keinen augenbedingten Ursprung. Dennoch ist eine augenärztliche Untersuchung häufig ein wichtiger ergänzender Schritt in der Diagnostik dieser Beschwerden. Es ist gut zu wissen, dass bei leichten, aber häufigen Spannungskopfschmerzen – etwa bei Schulkindern oder Personen über 40 – zunächst die Fehlsichtigkeit überprüft werden sollte.